• Amtsblatt Nummer: 06/2012

Die Wende 1989/90,Teil 1

Der stürmische Wind der friedlichen Revolution im Oktober 1989 erfasste Riethnordhausen erst im November. Schon am 31. Oktober wurde die Gemeinderatssitzung von vielen interessierte Einwohner verfolgt, weil der Bau einer Verkaufsstelle für Fleisch und Wurstwaren auf der Tagesordnung stand. Einzelne Gäste kritisierten die Arbeit des Gemeinderates. 13 Anwesende sprachen „ohne Vorlage“ zur Diskussion. Am 10. November herrschte riesige Freude über die anscheinend nicht geplante Öffnung der Grenzen Richtung Westen. Mehrere Familien siedelten in die Bundesrepublik über.

In dieser Zeit bildete sich im Ort eine Bürgerbewegung, initiiert von Mitgliedern der nun gegründeten SPD, des Neuen Forum, und des Demokratischen Aufbruch (DA). Beherzte junge Leute luden alle Einwohner zu einer Demonstration ein. An dieser „Demo“ am 20. November nahmen 350 Bürger teil. Sie zündeten auf dem Sportplatz Kerzen und Fackeln an und zogen damit schweigend durch das Dorf. Es war ein öffentlicher Protest gegen manche Entscheidungen der Staatsorgane und gegen die Machenschaften mancher Funktionäre. Es folgten weitere „Montags-Demos“.

Am 27. November trafen sich 250 Einwohner und zogen zur Kirche. In öffentlicher Diskussion wurden Fragen gestellt und Forderungen erhoben.

Es ging um die freie Entfaltung privater Gastwirte, um die Beseitigung der Versorgungsunterschiede von Stadt und Land, um den Bau einer Kaufhalle und einer Fleischerei oder um die Arbeit des Gemeinderates.

Diese Anliegen wurde einen Tag später dem Gemeinderat vorgetragen. Am 6. Dezember diskutierten Vertreter der Bürgerbewegung mit den Ratsmitgliedern über Kaderfragen und eine reformierte Gemeindevertretung.

Immer mehr Mitglieder traten aus der SED aus. Zulauf hatten die CDU und die SPD.

Am 12. Dezember veröffentlichte Bürgermeister Gerhard Pfeifer den neuen Gemeinderat: Acht Vertreter wurden abberufen und durch neue ersetzt.

Pfeifer und der der neue Rat versahen ihre Aufgaben bis zu den Kommunalwahlen am 6. Mai 1990.