• Amtsblatt Nummer: 09/2018

Der frühere Ortschronist Dieter Domann, der mittlerweile im 92sten Lebensjahr ist, war im Juli Teilnehmer eines Klassentreffens des Jahrgangs 1945. Über den kurzweiligen Nachmittag hat er einen Bericht verfasst. Die ehemaligen Schüler sind nur mit dem Vornamen erwähnt:

Reinhard und Ruth hatten die glorreiche Idee, wieder einmal ein Klassentreffen des Jahrgangs 1945 zu organisieren. An einem Nachmittag im Juni trudelten einige Ehemalige mit ihren Partnern im Hotel „Landvogt“ ein. Sie kamen aus Erfurt, Tennstedt, Urleben, Walschleben, aus dem fernen Bernau und aus Nurzen mit einem alten Lehrer. Nach der Begrüßung durch Reinhard gab es Kaffee und Kuchen, der von den Gästen selbst gebacken worden war. Dabei und nachher begannen die Gespräche. Jeder kam zu Wort. Kurt bewies mit Fotos seine Fußballerkarriere. Helga brachte Anekdoten zu Gehör und erinnerte an unsere wundervolle „Thüringer Laterne“. Bilder machten die Runde, auf denen alle noch klein waren und in der damaligen Kleidung.

Es war ein besonderer Jahrgang. Sie wuchsen im Krieg auf und mussten erleben, wie ihre künftige Schule eine Soldatenunterkunft wurde. Deshalb wurden alle Schüler von Frl. Raschdorf bis zum März 1954 in der Gemeindeschenke unterrichtet. Zu der Zeit nahte bereits die Front und am 11. April 1945 besetzten die Amis unseren Ort. Am 8. Mai kann der Tag der Befreiung, das Ende des furchtbaren Krieges. Die sowjetische Besatzungsmacht ordnete an, dass am 1. Oktober 1945 in allen Gemeinden die Schulen wieder geöffnet werden sollen. Bürgermeister Paul Thormann und seine stellten sofort Bänke in die leere Schule, stellten Tafeln, eiserne Öfen und Lehrerpulte auf. Anfang Oktober kamen dann alle Schüler der zweiten bis achten Klassen in den Schulhof, wo sie von der Schulleiterin über den Stundenplan und andere wichtige Dinge informiert wurden. Aber noch fehlte die 1. Klasse. Erst nach einigen Wochen trafen sich 43 Mädchen und Jungen am Kindergarten. Sie erhielten vom Bürgermeister eine Zuckertüte, und Frl. Raschdorf führte sie in den Klassenraum. Die Einheimischen und die Umsiedlerkinder gewöhnten sich allmählich aneinander und es entstanden Freundschaften.

Bevor dieser Jahrgang später die 8. Klasse verließ, musste vorher noch eine schriftliche und mündliche Abschlussprüfung absolviert werden. Alle nunmehr Jugendliche hatten bestanden und gingen in die weite Welt“, wo sie einen Beruf erlernten, heirateten, Eltern und später Großeltern wurden.

Die Gespräche gingen weiter. Da kam plötzlich Bernd mit Frau hereinspaziert. Er kann gerade aus dem Krankenhaus und wollte unbedingt seine Mitschüler wiedersehen. Während die Feier sorgte die gut gelaunte Hotelchefin für eine gute Bewirtung. Sie brachte die Getränke und schließlich das gewünschter Abendessen, das jeder mit Genuss verspeiste. Die gemütliche Zeit war wie im Fluge vergangen und allmählich löste sich gegen Abend der Treff auf. Man verabschiedete sich und wünschte sich noch alles Gute und vor allem Gesundheit in den kommenden 80 Jahren.